Alljährlich findet in Jena die Wanderung auf dem rot-weiß markierten Rundweg, genannt Kernberghorizontale, statt. Es sind wohl derzeit fast genau hundert Kilometer. Die Wanderung startet am Freitag am frühen Abend und endet, je nach persönlicher Konstitution, mit Abbruch mitten in der Nacht oder im Ziel am Samstagmittag oder auch am Samstagabend. Nachfolgend eine Forumsmeinung von mir zur Wanderung in 2008:
Bevor ich meine Meinung zu dem heiß diskutierten Thema Abkürzungen auch mal aller Welt, zumindest den Lesern dieses Forums, kund tun will, danke ich recht herzlich den fleißigen Organisatoren und Helfern dieser fantastischen Wanderung für diese insgesamt sehr gelungene Veranstaltung. Seit mehreren Jahren laufe ich nun schon mit, ich sehe fast immer die gleichen Gesichter und jedes Mal bin ich begeistert, dass diese Leute hier mit anpacken und die Wanderung ermöglichen. Ich hoffe auch, dass es noch viele Wiederholungen gibt und drücke dafür ganz fest die Daumen!
So jetzt zu den Abkürzungen und Betrügern, wie sie teilweise tituliert wurden. Ich selbst bin nicht immer den gekennzeichneten Weg gegangen, mal verpennte ich den Anschluss, mal bin ich einen direkteren Weg gegangen, im Ziel bin ich trotzdem nicht gelandet. Aber, und das ist m.E. wichtig: Der Geist dieser Veranstaltung ist k e i n Wettbewerb um Zeiten. Ich sagte es einem Wanderer auf der Horizontalen (Schönen Gruß, hoffentlich gut angekommen!), dass man kein Ehrenbürger von Jena wird, wenn man zehn Mal durchgewandert ist, die grüne Ehrennadel bekommen hat oder möglicherweise mal der Erste im Ziel ist. Die genaue Zeitenmessung bis auf Nachkommastellen impliziert zwar den Wettkampfcharakter, aber in Jena muss es nun mal sehr präzise (Zeissianer hätten sonst Probleme) zugehen. Klar kann man sagen, dass man sich selber betrügt, aber letztlich ist es völlig egal, ob die 100 km geschafft wurden, vielleicht nur 90 oder 70, ingesamt ist es ein tolles Erlebnis, diese Wanderung. Es ist eine Wanderung in einer schönen landschaftlichen Umgebung, es macht viel Freude mit gleichgesinnten Wanderfreundinnen und -freunden, und ein sportlicher Höhepunkt ist es sowieso. Ich neige sogar dazu, zu Abkürzungen aufzurufen, um die Rundwanderung zu ermöglichen und die Abbruchquote zu reduzieren. Diesen Aufruf ziehe ich jedoch gleich zurück, um den Ehrgeizlingen keine Munition zu liefern. Zusammengefasst plädiere ich daher dafür, eher den Erlebniswert in den Vordergrund zu setzen und den Wettkampfcharakter etwas in den Hintergrund zu drängen. Für alle diejenigen Teilnehmer unter euch habe ich prima Vorschläge für richtig gute Wettkämpfe. Meldet euch bei mir!
Auch muss ich mal loswerden, dass es erstaunlich ist, solche Wanderungen öffentlich durchzuführen. Es gibt viele Stellen, gerade um den Johannisberg oder auch Rabenschüssel, die sind nicht ungefährlich, in der Nacht erst recht! Ich würde es sehr bedauern, wenn findige Anwälte hier eine Gefährdung von Teilnehmern sehen und die Organisatoren bei einer etwaigen Verletzung von Teilnehmern vielleicht verklagen würden. Dies sollte um jeden Preis verhindert werden!
So passiert es dann auch, dass es völlig normal ist, wenn man sich unabsichtlich verläuft. Dazu ist die Topografie einfach zu schwierig. Genau dieses macht jedoch auch ein Teil des Reizes aus. Vor zwei Jahren bin ich zum Beispiel mal mit Freunden ziemlich in der Früh zwischen Schottplatz und Papiermühle zwischen Bahndamm und Schrebergärten umhergeirrt, teilweise waren wir vielleicht zu blöd, den Weg zu finden, vielleicht hat eine Kennzeichnung gefehlt (eher unwahrscheinlich), wir waren aber auch sehr müde. Letzlich war es ein Spass, aber nicht ganz ungefährlich!
Die Bezeichnung "Erlebnis- und Orientierungswanderung" würde durchaus zutreffen.
In diesem Sinne wünsche ich alle Teilnehmerinnen- (großer Respekt unseren Frauen!) und Teilnehmern sowie allen Mithelferinnen und -helfern ein schönes weiteres Jahr mit tollen
Wander- und Sporterlebnissen. Denkt bei euren Wanderungen immer darn, wie schön es in Jena ist!
|